Welche Perspektiven haben pflanzliche Proteine für die Landwirtschaft?

Dirk Gieschen

Dirk Gieschen

Agrarexperte und Berater

Wie lassen sich Erbsen, Ackerbohnen, Sojabohnen und Lupinen künftig besser nutzen – und ihre Nebenprodukte in neue Wertschöpfungsketten integrieren? Wird die Wertschöpfungskette „Protein“ gar das nächste große „Ding“ für Landwirtschaft, Bioökonomie und Agribusiness? Diese Fragen stellten sich 50 Teilnehmende beim Wissenschaftsforum „Wertschöpfungskette Protein im Fokus!“ im Oktober im RISE-Innovationszentrum der Hochschule Osnabrück.  

Ziel war es, Wissen zu bündeln, Akteure zu vernetzen und praxisorientierte Lösungsansätze für die nachhaltige Nutzung pflanzlicher Proteine und ihrer Nebenströme zu entwickeln. Die Moderation der Tagung übernahm Dirk Gieschen. Organisiert und durchgeführt hatte das Forum die Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft e.V. (MGN) im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

„Das Forum hat gezeigt, wie groß das Potenzial pflanzlicher Proteine und ihrer Nebenprodukte für Niedersachsen ist – sowohl als Rohstoffquelle als auch als Innovationstreiber für nachhaltige Wertschöpfungsketten“, resümierte Vivien Ortmann, Geschäftsführerin der MGN. Mit der Veranstaltung habe die Marketinggesellschaft einen weiteren Beitrag zur Umsetzung der niedersächsischen Eiweißstrategie und zur Stärkung regionaler Proteinwertschöpfung in Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft geleistet.

Eines der wichtigsten Ergebnisse des Proteinforums: Entscheidend ist, dass die Wertschöpfung pflanzlicher Proteine weit über die reine Proteinextraktion hinausgeht. Dafür bieten Stärke, Fasern und andere Pflanzenbestandteile vielfältige Möglichkeiten für Anwendungen in der Lebensmittelindustrie, der Bioökonomie sowie in der Material- und Textilentwicklung.

Die CO2-Minderung ist der Trigger für industrielle Anwendungen, hier entwickelt sich ein sehr großes Potenzial, stellte Prof. Dr. Karin Schnitker von der Hochschule Osnabrück heraus. Dr. Lisa Mundzeck von der Hochschule Hannover fordert die Teilnehmer auf, „Reststoffe positiv zu denken“.

Dies unterstrich auch André Heilemann von der Emsland Group deutlich und forderte auf, Nebenströme der Verarbeitung von Proteinpflanzen als neue Werttreiber zu betrachten: „Wir reden über Produkte, über Effizienz und nicht über Nebensachsen.“ Aber er warnte auch: „Wenn wir in den Markt hineinwollen, dann geht das nur über den Preis oder über den Mehrwert des Produktes.“

Die Anbau ist bei der gewünschten Ausweitung des Eiweißpflanzenanbaus nicht mehr der Engpass, das Interesse aus der Praxis sei auch aufgrund der positiven Effekte für die Fruchtfolge da, machten Wiebke Schlich und Mareike Beiküfner von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen deutlich, aber es müsse sich eben auch betriebswirtschaftlich lohnen. „Der Erzeugerpreis ist in der Praxis der Engpass“, stellte Stefan Beuermann von UFOP – Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. fest. Er sprach sich für die Kooperation in genossenschaftlichen Erzeugergemeinschaften aus, um genügend große Mengen in den benötigten Qualitäten zusammenfassen zu können.

Das Fazit des Moderators Dirk Gieschen: „Das Forum hat eindrucksvoll gezeigt, wie groß das Potenzial regionaler Proteine ist – und wie wichtig Vernetzung und Zusammenarbeit entlang der gesamten Kette bleiben, um diese Chancen zu nutzen.“ 

 

Mehr Informationen zur Veranstaltung:

Mehr Informationen zur bundesweiten Eiweißstrategie im Rahmen der Ackerbaustrategie 2030 der Bundesregierung auf der Projektseite des LeguNet-Projektes:

und auf der Projekt-Website der Landwirtschaftskammer Niedersachsen:

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