Der Strukturwandel ist in der Landwirtschaft deutlich zu spüren. Die klaren Agrar-Trends: Allein in den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe um über 17 Prozent auf 266.600 Betriebe gesunken. Der Rückblick auf die vergangenen 30 Jahre macht es noch deutlicher: Von 1990 bis 2020 ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland um knapp 60 Prozent gesunken. Nachdem Jahrzehnte lang die Abnahmerate bei durchschnittlich drei Prozent pro Jahr lag, scheint sich der Strukturwandel mit einer aktuellen Rate von gut einem Prozent zu verlangsamen. Doch wie lange wird diese Entwicklung anhalten? Die Grenze der erfassten landwirtschaftlichen Betriebe wurde bereits angehoben. Nur noch Betriebe ab einer landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) von fünf Hektar (ha) und mehr werden in der Statistik erfasst. Faktisch dürfte die jährliche Abnahme daher höher sein als angegeben.
Verschiebung Klein- und Großbetriebe
Die Zahl der Betriebe mit einer LF unter 100 ha nimmt stetig ab, die Anzahl darüber nimmt hingegen beständig zu. Zum einen finden sich immer weniger Nachfolger für die Hofübernahme. Ein gestiegener wirtschaftlicher Druck, zunehmende Unsicherheit sowie der demographische Wandel sind einige Gründe. Zum anderen führen größere Betriebsstrukturen in der Regel zu einer besseren Einzelkostensituation und ermöglichen die Anschaffung neuer, leistungsfähiger Landmaschinen. Diese und ähnliche Investitionen dürften zukünftig aufgrund steigender Weltmarktpreisabhängigkeit sowie wachsender Digitalisierung verstärkt von Bedeutung sein, um effizient, exakt und umweltschonend wirtschaften zu können.
Konventionell oder ökologisch?
Die deutsche Landwirtschaft spezialisiert sich immer weiter. Haben sich Landwirte vor siebzig Jahren noch überwiegend selbst versorgt, ist seitdem eine zunehmende Spezialisierung der Betriebe zu erkennen. Auch der Zuwachs an ökologischer Landwirtschaft zählt dazu. Sowohl in der Viehhaltung und der Eiererzeugung als auch im Obst- und Gemüseanbau nehmen das öffentliche und landwirtschaftliche Interesse am ökologischen Wirtschaften zu. Ähnlich wie der Trend zu Großbetrieben, erhöht diese Entwicklung die Wettbewerbsfähigkeit.
Durch die Spezialisierung auf einzelne Produkte, wird die Marktstellung ausgeweitet. Gleichzeitig entsteht eine höhere Abhängigkeit von Preisschwankungen sowie der Nachfrage.
Die ökologische und konventionelle Landwirtschaft haben beide ihre Berechtigung und bringen Vor- sowie Nachteile mit sich. Allein von der ökologischen Landwirtschaft kann die Weltbevölkerung nicht ernährt werden. Glaubt man jedoch, dass die Landwirtschaft von heute einen Imageschaden trägt, scheint die ökologische nicht betroffen zu sein.
Ost ist nicht gleich Süd oder West
Vielfältiger als die Agrarstruktur Deutschlands kann ein Land kaum sein. Viehhaltung und Ackerbau finden zunehmend in weit voneinander entfernten Regionen und Bundesländern ihre Bedeutung. Allein in Niedersachsen gibt es große regionale Unterschiede. An Standorten mit ertragsarmen Böden, wie beispielsweise im Weser-Ems-Gebiet, oder auf Betrieben von geringer Größe, finden sich oft die Veredlung von Milch, Eiern und Fleisch wieder. Die Regionen Hannover und Braunschweig konzentrieren sich mit ertragsreichen Böden überwiegend auf den Ackerbau.
Regionale Unterschiede der Tierhaltung
Deutschlandweit gesehen, gibt es stark unterschiedliche Konzentrationen. Der Nordwesten und Südosten Deutschland zählt große Viehbestände, während in den neuen Bundesländern die Dichte wesentlich geringer ausfällt. Nahezu 60 Prozent aller Schweine werden ausschließlich in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gehalten. Im Geflügelbereich fallen über 50 Prozent auf Niedersachsen. Mit 25 Prozent aller Rinder verzeichnet Bayern den höchsten Anteil. Doch auch oben im Norden in Schleswig-Holstein leben viele Wiederkäuer. Gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen verzeichnet dieses Bundesland über 40 Prozent aller Rinder.
60% aller deutschen Schweine werden in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gehalten
50% der deutschen Geflügelhaltung entfallen auf Niedersachsen
25% aller deutschen Rinder leben in Bayern
Schwerpunkte des Obst- und Gemüsebaus
In wenigen vom Klima begünstigten Regionen Deutschlands werden Obst und Gemüse angebaut. Kartoffeln, bei denen zwischen Früh- und Spätkartoffeln sowie diversen Sorten unterschieden wird, sind verhältnismäßig oft in Deutschland anzutreffen. Bei ihnen handelt es sich um das einzige Gemüse, welches mehr produziert als verbraucht wird. In der Mitte sowie im höchsten Norden sind die Energieträger kaum anzutreffen, in Niedersachsen dagegen verstärkt. Weniger konzentriert und in deutlich geringerem Ausmaß, aber ähnlich angesiedelt, finden sich auch Möhren, Zwiebeln und Weißkohl in diesen Regionen wieder. Baum- und Strauchobst sowie Erdbeeren konzentrieren sich auf das Alte Land und Baden-Württemberg, Wein und Hopfen finden sich überwiegend in Süddeutschland wieder. Mehr als ein Drittel des weltweit produzierten Hopfens wird in Deutschland produziert.