Die Stimmung in der Landwirtschaft ist gekippt

Dirk Gieschen
Die Stimmung in der Landwirtschaft ist gekippt
Verunsicherung, steigende Betriebsmittelpreise und fehlende Planungssicherheit lassen die Stimmung unter den deutschen Landwirten kippen.

Dirk Gieschen

Agrarexperte und Berater

Fehlende Planungssicherheit, die deutlich gestiegenen Betriebsmittelpreise und die sehr niedrigen Schweinepreise führen zu einem leichten Rückgang des Indexwertes des aktuellen Konjunkturbarometers Agrar. Der Wert ist von 10,6 im September 2021 auf 8,8 im Dezember 2021 gesunken und liegt damit deutlich unter dem Vorjahreswert von 11,0. Der Indexwert bildet die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und die Erwartungen der Landwirte an die zukünftige Entwicklung ab. Das Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar wird vierteljährlich im Auftrag des Deutschen Bauernverbandes (DBV), des VDMA Fachverbandes Landtechnik und der Landwirtschaftlichen Rentenbank in einer repräsentativen Umfrage ermittelt.

Sorgen um Auswirkungen des Politikwechsels

Wie eine Umfrage bestätigt machen sich die Landwirte Sorgen um den Berliner Politikwechsel und dessen Auswirkungen. Es sei wichtig, dass die Betriebe eine wirtschaftliche Zukunftsperspektive haben und dafür müsse mehr Geld auf den Höfen ankommen. Der neue Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir wolle dies angehen und nicht nur die Preise an der Ladentheke sondern auch die Erzeugerpreise anvisieren. Mit einem Erlösanteil von 21 Prozent an den privaten Ausgaben für Lebensmittel gäbe es keine langfristige Zukunft für die heimischen Betriebe.

Investitionsbereitschaft noch immer vorhanden

Trotz der schlechten wirtschaftlichen Stimmung zeigen die Landwirte aktuell Bereitschaft für neue Investitionen. Besonders bei Maschinen und Geräten, Hof- und Stalltechnik sowie Erneuerbaren Energien. Das geplante Investitionsvolumen bei Wirtschaftsgebäuden bleibe jedoch weiterhin unverändert niedrig. Gründe dafür seien vor allem wenig Planungssicherheit und hohe gesetzliche Auflagen.

Green Deal stellt große Herausforderung für die Landwirtschaft dar

Der Green Deal dürfe nicht die Versorgung mit nachhaltigen heimischen Lebensmitteln verhindern, so DBV-Präsident Rukwied. Die EU-Kommission habe die darin enthaltene Farm-to-Fork Strategie ohne Folgeabschätzungen und Beachtung vorhandener Zielkonflikte formuliert. Vor allem während der Corona Pandemie könne man aber sehen wie wichtig eine eigenständige und hochwertige Lebensmittelproduktion sei. Eine Verlagerung von Produktionen in Drittländer aufgrund von hohen inländischen Auflagen müsse verhindert werden.

Unklare Rahmenbedingungen bremsen Stimmungsanstieg

Grundsätzlich ist die Stimmungslage in der deutschen Landwirtschaft also weiterhin gedrückt, das zeigt insbesondere der Rückblick auf die Zahlen der Jahre 2012 bis 2014 sowie der Rückblick au f den Sommer 2017, als der Indexwert mit 30 bis 37 Punkten jeweils mehr als doppelt so hoch wie heute lag. Die Gründe hierfür seien die aktuell unklaren politischen und gesetzgeberischen Rahmenbedingungen, fehlende Planungssicherheit und zum Teil hohe Preise für Betriebsmittel.

Mehr Tierwohl: eine Mammutaufgabe für die Landwirtschaft

Die Landwirte wollen genauso wie die Politik noch mehr Tierwohl umsetzen. Diese aufwändige Veränderung mit Kosten von rund vier Milliarden Euro im Jahr können Landwirte jedoch nicht alleine stemmen. Die Bundesregierung dürfe nicht bei ihren Ankündigungen stehen bleiben, sondern müsse notwendige Strategien umsetzen, um die Landwirtschaft und vor allem die Tierhaltung weiterzuentwickeln.

Die ausführliche Analyse des Konjunkturbarometers Agrar finden Sie hier: Deutscher Bauernverband e.V. – Konjunkturbarometer Agrar

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