Weltweit wird nicht genügend Getreide geerntet. Nachhaltigkeit in Krisenzeiten sollte deshalb für die Landwirtschaft bedeuten, die Flächenproduktivität nicht übermäßig einzuschränken. Das zeitweise sehr hohe Preisniveau für Getreide habe klar gezeigt, dass die Versorgung des Weltmarktes eine Einschränkung der Produktion nicht rechtfertige.
Artenvielfalt und Klimaschutz nach wie vor unabdingbar
In seiner Eröffnungsrede machte DLG-Präsident Hubertus Paetow gleichzeitig aber deutlich, dass sich daraus keine Rückschritte hinsichtlich eines Schutzes der natürlichen Ressourcen ableiten ließen: „Artenvielfalt und Klimaschutz sind nach wie vor unabdingbare Voraussetzungen für eine erfolgreiche zukünftige Produktion“, so Paetow. Seine Antwort auf die Fragestellung des Plenums laute: „Stetig neubewerten, Bewährtes weiterführen, aus Fehlentwicklungen lernen und auf keinen Fall das wertvolle Konzept nachhaltiger Entwicklung aufgeben.“
Getreideernte ist relevant für die internationale Sicherheit
Prof. Dr. Stephan von Cramon-Taubadel Fakultät für Agrarwissenschaften – Georg-August-Universität Göttingen berichtete dem Plenum, dass die Weltkarte der künftigen Ertragserwartungen des Getreidemarktes sogar auf der Münchner Sicherheitskonferenz diskutiert wurde. Das mache die Relevanz der Getreideernte für die internationale Sicherheit deutlich. Bezüglich der Auswirkungen der EU-Taxonomie auf die Landwirtschaft machte der Göttinger Agrarökonom klar, dass diese das Ziel habe, Nachhaltigkeitskriterien festzulegen, um über diesen Weg Kapitalströme in nachhaltigere Wirtschaftsaktivitäten zu leiten. Eine aus seiner Sicht wichtige Frage sei: „Schafft man es, neue Technologien und technische Fortschritte, die in den nächsten Jahren kommen, auch in das System einzubeziehen oder kommt es zu politischen Entscheidungen, die die Nutzung des Fortschritts behindern würden?“ Eine Herausforderung sei die Frage, ob der CO2-Fussabdruck nur auf die Fläche bezogen werde oder auf die erzeugte Nahrungsmittelmenge. „Die Flächenbetrachtung kann zur Verlagerung der Produktion außerhalb der EU führen, obwohl das gleiche Lebensmittel hier CO2-effizienter produziert werden könnte.“
Auswirkungen der Taxonomie auf die Landwirtschaft
Dr. Rainer Langner, Vorstandsvorsitzender der VEREINIGTE HAGEL Versicherung signalisierte den rund 900 Plenums-Gästen, dass die EU-Taxonomie künftig deutliche Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehungen von Banken und Versicherungen zur Landwirtschaft haben werde. „Irgendwann müssen wir als Landwirtschaft zeigen, was wir tun und wo wir besser geworden sind.“ Er forderte die Agrarbranche auf, eigene Kriterien für nachhaltige Landwirtschaft zu definieren. Sein Fazit: „Die Sustainable Finance ist gekommen, um zu bleiben – mit direkten Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette der Landwirtschaft.“